Auf meine Bitte, Frau Elsa Nowald – Schulleiterin Villa Adelina 1956-1988 – zu einem Gespräch anlässlich des 60. Jubiläums zu führen, hat sie mich freundlicherweise eingeladen. So kam es am 25. November zu einer angenehmen Unterhaltung bei ihr zu Hause bei duftendem Tee, leckeren Kokosmakronen und Kuchen. Frau Nowald erzählte von der Entstehungsgeschichte der Schule, auch über ihr persönliches Leben und zum Schluss äußerte sie, was bei der
Erziehung und Ausbildung der Kinder ihrer Meinung nach besonders wichtig ist.
„In Villa Adelina, Carapachay und Umgebung lebten viele junge Ehepaare, die ihre Kinder auf die deutsche Schule schicken, aber nicht unbedingt bis Villa Ballester fahren wollten. In einem Café am Bahnhof fand deshalb eine große Elternversammlung statt und dort wurde beschlossen, Herrn Martin Lange diesen Antrag zu unterbreiten. Herr Lange hat diese Anregungen der Eltern ernstgenommen und sich für den Bau des Standortes Villa Adelina eingesetzt. Viele Eltern und Unternehmer haben dieses neue Projekt tatkräftig unterstützt, vor allem Herr Roberto Mertig – Gründer der Firma Orbis Mertig, die schon damals viele deutschstämmigen Mitarbeiter eingestellt hatte, – hat sich für das Projekt finanziell sehr engagiert. Als erstes wurde ein Familienhaus in der Straße José Hernandez gekauft und dort wurde anfangs unterrichtet. Die Schüler hatten aber wenig Platz und konnten sich während der Pause nur auf einem engen Gang aufhalten. Nach zwei Jahren hat der Schulvorstand das Grundstück auf der Straße Ing. Silveyra, auf dem ein Chalet stand, günstig gekauft. Es wurden die ersten Klassenzimmer (die heutige Schulkantine) und die Verwaltung gebaut. Der Unterricht wurde vormittags und nachmittags erteilt und
Frau Aurelia Lampa war die erste Schulleiterin. Peu à peu wurden weitere Gelände dazugekauft und so wuchs die Schule.“
Frau Elsa Gervenux ist in Buenos Aires geboren und aufgewachsen. Sie hat die Humboldt-Schule besucht. 1939 begann ihre Lehrerausbildung an der Escuela Normal Nr. 10. Anschließend studierte sie Deutsch in der Cultural Alemana. An der Hermann-Löns-Schule in Munro hat sie ihren Mann Günter Nowald – damaliger Entsandtlehrer – kennengelernt. Diese deutsche Schule wurde aufgrund der geschichtlichen Ereignisse zweimal geschlossen und schließlich enteignet. Herr Günter Nowald lernte deshalb Weberei. 1947 haben sie geheiratet. Das junge Paar kaufte ein kleines Haus in Carapachay. Damals gab es dort nur Erdstraßen, viele Gemüsepflanzungen und große Gärten. Das dänische Altersheim war bereits errichtet. Die Kinder konnten auf der Straße spielen und ihre Fahrräder unbesorgt im Garten liegen lassen. Eine herrliche Zeit! Die Familie wuchs und zwei Kinder wurden auf die Welt gebracht: Peter und Kristel.
Herr Martin Lange erhielt Unterstützung der Deutschen Botschaft und flog nach Deutschland, um Gelder für die wachsende Schule zu beantragen. Die Hilfe kam auch bald und so vergrößerten sich die Gebäude und die Schulgemeinschaft. Frau Aurelia Lampa kündigte, um nach Bariloche zu ziehen, und so bot Herr Martin Lange 1956 Frau Nowald die Stelle als Schulleiterin an. Damals gab es auch samstags Unterricht. Morgens wurde Spanisch unterrichtet und nachmittags Deutsch. Das wurde so vom argentinischen Kultusministerium bestimmt. Einige Jahre
später wurde das Grundstück auf der Straße Manuela-Pedraza gekauft. Später, das Gelände auf der Straße Rafael-Obligado. Die Schüler hatten nun eine schöne Wiese zum Spielen. Viele Jahre später wurde die alte Turnhalle abgerissen und die neue gebaut. Damals hatte Frau Toevs die Küche übernommen. Frau Nowald ging im Jahr 1988 in Rente. „Es waren schöne Jahre. Ich bin in all diesen Dienstjahren mit 400 Schülern und guten Lehrkräften glücklich und froh gewesen! Es war eine gute Zusammenarbeit.“ Heute hat Frau Nowald viel Freude am Garten. Sie
hat mehr Zeit für ihre Familie und auch für ihre Hobbies. Sie liest, kocht und backt sehr gerne. Außerdem ist sie sehr aktiv in der Evangelischen Gemeinde in Martinez. Dort ist sie für den Büchertisch und den Bücherverkauf verantwortlich. Die Einnahmen sind für die Heime in Baradero bestimmt, z. B. für das Kinderheim.
Als Ratschlag an die Eltern: „Die schulische Ausbildung ist das Wichtigste, was man den Kindern geben kann. Mitmachen und unterstützen ist maßgebend. Bitte nicht einfach die Kinder in der Schule abliefern! Es ist auch wichtig auf gute Freunde zu achten, denn Freunde sind lebenswichtig! So bilden sich Jugendgruppen und schöne Freundeskreise! Vor allem Jugendliche möchten manchmal gewisse Themen mit den eigenen Eltern nicht besprechen. Dafür sind die guten Freunde da!“
Marianne Kramer
Öffentlichkeitsarbeit und Marketing